Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Neubeginn nach Zerstörung und Demontage –

Das war der Ausgangspunkt für die Gründung

der Fraunhofer-Gesellschaft am 26. März 1949 in München.

Die Fraunhofer-Gesellschaft ist ein typisches Kind der Nachkriegsjahre. Sie versuchte, eine Lücke in den noch unsicheren Strukturen zu schließen. Nach Zerstörung und Aufteilung in Zonen ging es zunächst um den Erhalt der Restbestände von Forschung, um dieses Potential für einen wirtschaftlichen Neubeginn zu sichern. Solange es noch keine übergreifenden staatlichen Strukturen gab, blieb die Initiative den einzelnen Zonen überlassen.

Der Anstoß für die Gründung einer Organisation zur Förderung der angewandten Forschung kam von Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Hugo Geiger, der den Zerfall und die Abwanderung der Forschung verhindern wollte. Hintergrund waren verschiedene Forschergruppen, deren Zukunft nicht gesichert war und die auf Unterstützung des Wirtschaftsministeriums hofften. Weil in frischer Erinnerung an die NS-Zeit jede staatliche Einmischung in die Forschung vermieden werden sollte, schlug Geiger die Gründung eines eingetragenen Vereins vor, der als Interessensgemeinschaft der Forschergruppen fungieren sollte. Zwei Faktoren machten das Unterfangen besonders schwierig: Die enge Verbindung zwischen Forschung und Industrie schloss eine Lücke in der Forschungslandschaft der Nachkriegszeit, wurde aber mit großer Skepsis betrachtet. Und die Organisation zielte über Bayern hinaus, konnte aber ihre Ursprünge als „weiß-blauer“ Forschungsverein schwer ablegen.

Am 26. März 1949 war es endlich soweit. Auf Einladung von Hugo Geiger versammelten sich 210 Repräsentanten aus Wissenschaft, Wirtschaft und den Regierungen von Bayern, Hessen und Württemberg im großen Sitzungssaal des Bayerischen Wirtschaftsministeriums zur Gründung. 103 Personen traten dem Verein bei, der Münchner Universitätsrektor Walther Gerlach wurde zum Präsidenten, Hugo Geiger zum Senatsvorsitzenden gewählt. Mit einer Kranzniederlegung am Fraunhofer-Denkmal und einem gemeinsamen Mittagessen endete der Gründungsakt. Und in einem kleinen Büro begannen drei Mitarbeiter mit der anspruchsvollen Aufgabe, eine „dritte Säule der deutschen Forschungslandschaft“ aufzubauen.

Zwei Wochen später wurde in Washington das Besatzungsstatut verabschiedet und etwa einen Monat danach das Grundgesetz der Bundesrepublik verkündet. Die Weichen waren gestellt.

bayern

Joseph von Fraunhofer (1787 – 1826) wurde als Namenspatron für die Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung gewählt, weil er als bayerischer Erfinder, Forscher und Unternehmer der frühen Industrialisierung wie kein zweiter wissenschaftliches Arbeiten mit wirtschaftlicher Umsetzung verband. Der außergewöhnliche Aufstieg des Autodidakten und frühwaisen Glasmacherlehrlings zum erfolgreichen Unternehmer und anerkannten Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaft hatte ihn in der Bevölkerung zur Legende verklärt. Fraunhofer entwickelte leistungsfähige astronomische Geräte. Er konstruierte das damals größte Fernrohr der Welt. Seine Forschungen führten ihn zur Entdeckung der Linien im Sonnenspektrum, die noch heute seinen Namen tragen.
Franz Miller

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